In Kanada ist eine De Havilland Canada DHC-2 Beaver zum Jungfernflug mit einem neuen Motor gestartet. Entwickelt wird er von Red Aircraft aus Deutschland. Die Firma hat große Pläne.
Eine DHC-2 Beaver: Das deutschen Unternehmen hat in ein Exemplar ihren 500 PS starken Diesel verbaut.
Das Städtchen Adenau in der Eifel ist mit 2900 Einwohnerinnen und Einwohnern beschaulich. Fachwerkhäuser prägen das Stadtbild. Die bekannteren nächstgrößeren Städte sind Bonn und Koblenz, beide rund 50 Kilometer entfernt. Überregional bekannt ist der nahe gelegene Nürburgring. In Adenau sitzt aber auch die Red Aircraft. Das Unternehmen arbeitet mit 50 Mitarbeitenden an der Entwicklung von sparsamen Flugzeugmotoren.
Rund vier Autostunden nordwestlich von Vancouver am Campbell River Regional Airport hat vor einer Woche ein besonderes Ereignis für das mittelständische deutsche Unternehmen stattgefunden. Der Jungfernflug einer umgebauten De Havilland Canada DHC-2 Beaver mit dem von Red Aircraft entwickelten Motor. In Zusammenarbeit mit Wartungsspezialisten Sealand Aviation wurde beim Flugzeug der Pratt & Whitney R-985 Sternmotor durch den Antrieb Red A03 ersetzt.
Damit sei ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur ergänzenden Musterzulassung (englisch Supplemental Type Certificate STC) des Motors für die DHC-2 genommen worden, so ein Sprecher zu aeroTELEGRAPH. Red Aircraft rechnet damit, die Zulassung für die Beaver in den nächsten 18 Monaten zu erhalten. Dann könnten die Flugzeuge von jedem zertifizierten Wartungsbetrieb umgerüstet werden.
Das deutsche Unternehmen hat 2012 mit der Entwicklung des Motors begonnen. Ziel war es, einen sparsamen Hochleistungsmotor auf Dieselbasis zu entwickeln. Herausgekommen ist der Red A03, ein Zwölfzylinder-Aluminium-Leichtbau-Dieselmotor. Laut dem Sprecher bietet das Unternehmen ihn in fünf Varianten an, unter anderem eine Version mit 500 PS, eine mit 550 PS sowie eine für große Höhen bis 50.000 Fuß.
Größter Vorteil des Red A03 sei der geringere Treibstoffverbrauch bei einer sehr hohen Leistung, so Red Aircraft. Daraus ergeben sich laut Hersteller einige Vorteile. Die starke Leistung führt zu einer höheren Steigfähigkeit. Auch die Reichweite nimmt zu und der CO2-Abdruck ist geringer. Zudem kann der Motor auch mit nachhaltigem Flugzeugtreibstoff (Sustainable Aviation Fuel, SAF) betrieben werden.
Die Betreiber der zahlreichen Beaver in Kanda und den USA sind zur Umrüstung des Motors gezwungen. Denn das verbleite Flugbenzin (Englisch Avgas) mit dem die meisten Sternmotoren der Beaver angetrieben werden, steht dort aus Umweltschutzgründen in naher Zukunft vor dem Aus. Betreiber haben die Wahl zwischen einem Dieselmotor und einer Turbine, die Turbine verbraucht aber deutlich mehr als ein Dieselmotor.
Red Aircraft setzt aber nicht allein auf die Umrüstung der DHC-Beaver. «Aktuell haben wir noch zwei weitere Umbauprojekte in der Testphase», verrät der Sprecher. In Georgia wird der Motor in einer Air Tractor AT-301, einem landwirtschaftlichen Sprühflugzeug, getestet. In Neuseeland laufen Proben in einer Fletcher FU-24, auch ein Agrarflugzeug.
Die Entwicklung des Motors startete 2012. Zwei Jahre später erfolgte die Zulassung der Easa. Aktuell will der Hersteller für möglichst viele Maschinen den Motor mit der ergänzenden Musterzulassung anbieten, um am Markt Vertrauen in den Motor aufzubauen. Langfristig soll der Red A03 in Serie in Zusammenarbeit mit einem ganz neu entwickelten Flugzeug produziert werden. «Wir sind mit Herstellern in guten Gesprächen», so der Sprecher.
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