Die Formel 1 ist die Königsklasse - aber wie schnell ist sie im Vergleich zu MotoGP, IndyCar, Formel E und Co wirklich? Thema heute: Der Topspeed.
Königsklasse. Ein Begriff, der immer wieder als Synonym für die Formel 1 genutzt wird. Die Formel 1 ist mit großem Abstand die weltweit populärste Rennserie. Rechtfertigt das den Begriff Königsklasse? Nein, dafür braucht es die besten Fahrer und die schnellsten Autos. Doch wie schnell sind Formel-1-Autos wirklich? Motorsport-Magazin.com macht den Check und lässt die F1 gegen MotoGP, Indycar, Formel E und Co. in vier Disziplinen antreten: Topspeed, Beschleunigung, Kurvengeschwindigkeit und Rundenzeit. Thema heute: Topspeed, Höchgeschwindigkeit oder V-Max. So schnell ist ein Formel-1-Auto!
Rund 1.000 PS leistet ein Formel-1-Motor heutzutage bei einem Fahrzeuggewicht von stattlichen 796 Kilogramm (inklusive Fahrer). Das reicht für eine Spitzengeschwindigkeit von bis zu 360 Km/h. Damit sind die aktuellen Boliden auf der Geraden sogar ihren Vorgängern zu Beginn der Hybrid-Ära unterlegen. Den Rekord im regulären Rennbetrieb setzte Valtteri Bottas 2016 beim Mexiko-Grand Prix. Mit seinem Williams FW38 erreichte der Finne stolze 372,5 Km/h.
Ein pauschaler Wert lässt sich aber für die Formel 1 nicht angeben. Die Strecken sind so unterschiedlich, dass das Setup eine große Rolle spielt. In Monaco fahren die Boliden mit Heckflügel wie Fallschirmen, in Monza schneiden sich dünne Bleche durch den Wind. Dazu kommen Faktoren wie die Lage der Rennstrecke. In über 2.000 Meter Höhe ist der Luftwiderstand um 20 Prozent geringer - entsprechend werden in Mexiko derzeit die höchsten Topspeeds der Formel 1 erzielt.
Generell ist ein Formel-1-Auto aber auf maximalen Abtrieb ausgelegt und hat deshalb einen verhältnismäßig hohen Luftwiderstand. Außerdem sind die Formel-1-Motoren keine einfachen Verbrennungsmotoren, sie sind Power Units mit zwei Hybrid-Komponenten. Die Systemleistung beträgt 1.000 PS. Allerdings steht die volle E-Power nur für rund 30 Sekunden pro Runde zur Verfügung. Da es in der Formel 1 um Rundenzeit geht, wird die Elektro-Power am Beginn der Geraden genutzt, die Endgeschwindigkeit spielt nur eine untergeordnete Rolle.
Der absolute Höchstgeschwindigkeits-Rekord eines Formel-1-Boliden liegt aber bei 397,36 Km/h. Jedoch hat den kein regulärer Formel-1-Bolide inne, sondern Honda mit seinem modifizierten RA106 Boliden aus dem Jahr 2006 mit lediglich einer Heckflosse. Daher wird dieser Wert nicht in den Vergleich miteinbezogen, denn im regulären Rennbetrieb wären solche Geschwindigkeiten nicht möglich. Die Königsklasse geht somit trotz 1.000 PS im Heck leer aus. Über den Titel Highspeed-König darf sich eine andere Rennklasse freuen.
Die IndyCar fährt je nach Streckentypen mit verschiedenen Spezifikationen. Bei Ovalen wie dem Indy500 kommt dabei ein Low-Downforce Paket bei allen Teams zum Einsatz, um die Geschwindigkeit auf den Geraden zu steigern. Dabei kommen nur sehr schmale Front und Heckflügel zum Einsatz. Damit erreichen die amerikanischen Einsitzer bis zu 380 Km/h in der Spitze und sind damit sogar schneller als die Formel 1.
Die MotoGP bildet die Spitzenklasse der Motorräder. Mit 300 PS und nur 157 Kilogramm Gewicht sausen die Piloten über den Asphalt dieser Welt. Auf der Gerade sind sie nur unwesentlich langsamer als die Königsklasse der Automobile. Ähnlich wie die Formel 1, brennen die Bikes der Moto GP 360 Km/h in der Spitze auf den Asphalt. Der Rekord der MotoGP wurde erst vergangenes Jahr in Mugello von Jorge Martin gesetzt. Dem Spanier gelangen spektakuläre 363,6 Km/h auf seiner Ducati.
Die fehlende Leistung machen die Bikes durch ihr niedriges Gewicht und den kaum vorhandenen Luftwiderstand wett. Damit steht die MotoGP der Formel 1 in Sachen Höchstgeschwindigkeit in nichts nach.
Die Formel E wurde 2014 gegründet und gastiert seitdem auf Stadtkursen rund um die Welt. In Sachen Leistung und Topspeed haben sie aber Rückstand auf die die schon genannten Rennserien. Das liegt zum einen daran, dass die Formel E nahezu nur auf Stadtkursen fährt und diese durch fehlende Geraden sowieso keine besonders hohen Geschwindigkeiten zulassen.
Andererseits ist die Leistung in der Formel E limitiert. Bislang hatten die Autos gerade einmal 250 Kilowatt, also gut 330 PS. Damit sollte ein theoretischer Topspeed von 280 km/h möglich sein, in der Praxis fuhren die Autos aber nur rund 230 Stundenkilometer. 2023 ändert sich mit den Gen-3-Autos alles: Die Autos haben 350KW (475PS) und sollen satte 320 Sachen auf den Tacho bringen.
Aber auch hier ist der Wunsch Vater des Gedankens. Die Strecken erlauben diese Geschwindigkeiten nicht ansatzweise. Außerdem würde die Reichweite dadurch schlagartig schrumpfen. Bei den Testfahrten mit den neuen Autos gab es zudem noch große technische Probleme.
Die Junior-Renner erreichen bis zu 335 Km/h und sind damit nur 15 Km/h schneller als die Gen-3-Boliden der Formel E - zumindest in der Theorie. Im Gegensatz zur Formel E fährt die Formel 2 aber auf klassischen Rennstrecken, denselben wie die Formel 1. Dementsprechend ist mehr Topspeed erforderlich. Die aktuelle Generation verfügt über 612 PS und wiegt 795 Kilogramm.
Mit den Topserien kann die NASCAR durch eingeschränkte Höchstgeschwindigkeit nicht mithalten. Die Topspeeds der Amerikanischen Boliden bewegen sich in einem Bereich von rund 320 km/h, ähnlich wie die theoretische Geschwindigkeit der neuen Formel-E-Renner. Allerdings erreicht die NASCAR diese Geschwindigkeiten auch tatsächlich. Auch höhere Geschwindigkeiten wären theoretisch möglich, jedoch sind die Stockcars mithilfe des sogenannten Luftmengenbegrenzers (oder auch Restrictor Plate) beschränkt.
Der Luftmengenbegrenzer in heutiger Form wurde, nach dem extrem gefährlichen Unfall von Bobby Allison 1987, eingeführt. Die Nascar-Legende krachte bei 340 km/h in Folge eines Reifenplatzers in die Streckenbegrenzung, wobei mehrere Zuschauer stark verletzt wurden. Der Luftmengenbegrenzer ist eine Aluminiumplatte, in die 4 Löcher gebohrt wurden. So wird dem Motor nur durch diese 4 Löcher Luft zugeführt und die Leistung damit limitiert. Die Größe der Löcher variiert je nach Strecke zwischen 2,2 und 2,5 Zentimetern und reduziert so die Luft, die dem Motor zugeführt wird. Dadurch wird die theoretisch mögliche Leistung von 802 PS auf bis zu 449 PS limitiert.
Auf kurvenreicheren Kursen werden jedoch keine Luftmengenbegrenzer benötigt, da die Geraden dort nicht lang genug sind, um Höchstgeschwindigkeiten weit über 320 km/h zu erreichen. Der Einsatz der Begrenzer beschränkt sich vor allem auf Superspeedways, lange Ovalkurse, bei denen sehr leicht extrem hohe Geschwindigkeiten erreicht werden können. Vor der Geschwindigkeitslimitierung in der amerikanischen Rennserie erreichten die Boliden Geschwindigkeiten um die 340 km/h. Den Rekord hält Bill Elliott mit rund 342 km/h in seinem Ford Thunderbird 1987.
Die DTM benutzt sie seit 2021, aber schon seit längerem haben sie im Motorsport Tradition. Die GT3-Boliden finden in vielen Rennserien ein zuhause. Das nicht umsonst, die Boliden erreichen in der Spitze bis zu 300 km/h. Mit 550-590 PS sind sie leistungsstark, dafür mit rund 1.300 Kilogramm aber auch hinter der NASCAR die schwersten in diesem Vergleich. "Ich möchte niemandem zu nahe treten, aber so ein Auto kann jeder Trottel im Kreis fahren", bewertete Ex-DTM-Pilot Timo Scheider die GT3-Renner einst in unserer Print-Ausgabe äußerst negativ, jedoch sind die von ihnen erreichten Geschwindigkeiten keineswegs zu verachten, denn die DTM fährt die GT3-Boliden an ihrer Leistungsgrenze und ist im Weltweiten Vergleich damit auch am schnellsten.
Die WRC in diesen Vergleich miteinzubeziehen ist eigentlich nicht fair. Denn die Rallye-Fahrzeuge sind alleine durch die verschiedenen Streckenbeläge stark eingeschränkt. Die Boliden sind mit 510 PS keineswegs schwach ausgestattet, jedoch liegen die Höchstgeschwindigkeiten bei maximal 200 km/h.
Die WEC ist in aller Munde. Nicht nur bei den Fans, sondern vor allem bei Herstellern. Ferrari, Porsche, BMW und viele weitere stellten jüngst ihre Boliden für die neue LMDh und LMH-Klasse vor. Die dort pilotierten Autos sollen 680 PS leisten und 1.030 Kilogramm wiegen. Damit wären rund 340-350 Km/h möglich. In der Vergangenheit erzielten die Prototypen der Langstrecke aber schon höhere Werte. Der absolute Rekord liegt bei unglaublichen 405 km/h von Roger Dorchy aus dem Jahr 1988! Mit Peugeot-Power im Heck seines WM P88 trieb der Franzose den Boliden auf der Hunaudieres-Geraden, damals noch ohne Schikanen, über die magische 400er-Grenze. Damit besteht die Bestmarke seit 35 Jahren - und eine Ablösung ist nicht in Sicht.
Porsche startet mit seinem 963er erstmals bei den 24 Stunden von Daytona. Auch BMW und andere Hersteller wollen dort erstmalig 2023 mit ihren Prototypen an den Start gehen. Die neuen Boliden liegen damit zwar hinter der Formel 1, der MotoGP, als auch der IndyCar, dafür aber vor der Formel 2 und Formel E. Die Zuschauer dürfen sich auf ein Spektakel freuen.
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