Die USA, Frankreich und Großbritannien haben in einer gemeinsamen Erklärung die russischen Anschuldigungen zurückgewiesen, die Ukraine plane den Einsatz einer „schmutzigen Bombe“ mit radioaktivem Material.
Die USA, Frankreich und Großbritannien haben in einer gemeinsamen Erklärung die russischen Anschuldigungen zurückgewiesen, die Ukraine plane den Einsatz einer sogenannten schmutzigen Bombe mit radioaktivem Material.
Die drei Länder träten den „durchsichtig falschen Behauptungen“ entgegen, die Ukraine plane den Einsatz einer solchen Bombe auf ihrem eigenen Territorium, hieß es in der vom US-Außenministerium veröffentlichten Stellungnahme, die auch im Namen der Regierungen in Paris und London abgeben wurde.
Bei einer schmutzigen Bombe (englisch: Dirty bomb) wird einem herkömmlichen Sprengsatz radioaktives Material beigemischt wie beispielsweise Cäsium 137, Cobalt 60, Iridium 192, Strontium 90 oder Plutonium.
Die Rückstände stammen aus der Nuklearmedizin oder Industriegeräten zur Materialprüfung. Westliche Staaten befürchten seit langem, dass sich beispielsweise Islamisten strahlendes Material beschaffen und eine solche Bombe bauen könnten, um sie bei Terroranschlägen einzusetzen.
Als Herkunftsländer für radioaktive Substanzen gelten unter anderem Russland mit seinem kaum überschaubaren Waffenarsenal und das politisch instabile Pakistan. Die Internationale Atomenergiebehörde IAEA zählte von 1993 bis Ende 2014 mehr als 2700 Fälle, bei denen radioaktives Material gestohlen wurde oder schlicht verschwunden ist.
Schmutzige Bomben sind keine Atombomben mit verheerender Sprengkraft, denn bei der Detonation kommt es nicht zu einer nuklearen Kettenreaktion. Bei einer „Dirty bomb“ soll vielmehr der explodierende konventionelle Sprengstoff Radioaktivität in der Umwelt verteilen.
Eine radioaktive Wolke kann im Extremfall ein ganzes Gebiet unbewohnbar machen. Selbst schwache Verstrahlungen könnten dazu führen, dass die Krebsgefahr über Jahre steigt.
Laut Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) werden die radiologischen Gefahren einer schmutzigen Bombe allerdings oft überschätzt. Selbst größere Mengen Cäsium-137 seien nicht bedrohlich für die Bevölkerung. Werde aber das weit gefährlichere Plutonium-239 eingesetzt, seien Maßnahmen zum Strahlenschutz unvermeidlich.
Zusammenfasst scheibt das BfS: „‘Schmutzige Bombe‘ unter Verwendung von in Industrie und Medizin eingesetzten radioaktiven Stoffen würden demnach selbst in unmittelbarer Nähe zum Freisetzungsort aus radiologischer Sicht keine Gesundheitsgefährdung für große Teile der Bevölkerung hervorrufen. Das radiologische Gefährdungspotenzial einer Schmutzigen Bombe ist beschränkt.“
Radioaktive Strahlung Radioaktive Strahlung entsteht durch den Zerfall instabiler Atomkerne. Man unterscheidet drei Arten radioaktiver Strahlung: Alpha-, Beta- und Gammastrahlung. Alphastrahlung besteht aus Teilchen, die je zwei Protonen und zwei Neutronen enthalten. Betastrahlen bestehen aus Elektronen und Gammastrahlen aus elektromagnetischer Strahlung. Im Fall eines atomaren Zwischenfalls sind besonders folgende Isotope (also bestimmte Atomsorten) besonders gefährlich: Cäsium-137, Strontium-90 und Jod-131.
Nicht im Freien aufhalten Radioaktive Strahlung und Partikel werden vor allem über die Atemwege aufgenommen. Man sollte sich nicht im Freien aufhalten, wenn es entsprechende öffentliche Warnungen gibt.
Abstand zur Strahlenquelle Bei einem nuklearen Unfall ist man umso stärker gefährdet, je näher am Unfallort man sich aufhält.
Schutz vor Strahlung Wie gefährdet man ist, hängt stark von der Art der Strahlung ab. Alphastrahlen können schon von Papier oder Karton abgeschirmt werden. Gegen Betastrahlen kann mit Aluminiumblech eine völlige Abschirmung erreicht werden. Gammastrahlen dagegen werden normalerweise mit einer fünf Zentimeter dicken Bleischicht abgeschirmt.
Verstrahlte Nahrung meiden Man kann die Strahlung aber auch über die Nahrung aufnehmen, wobei es äußerst unwahrscheinlich ist, dass bei uns verstrahlte Lebensmittel in den Handel gelangen. Natürlich wird das radioaktive Material im Boden gespeichert und kann so in Nahrungsmittel übergehen – vor allem Pilze und Wild sind hier gefährdet.
Jodtabletten Jodtabletten dienen nach Angaben des Bundesamtes für Strahlenschutz im Falle eines nuklearen Unfalls als Schutz vor einer Einlagerung von radioaktivem Jod in die Schilddrüse. Das Bundesumweltministerium, das in Deutschland auch für die nukleare Sicherheit zuständig ist, warnt vor einer anlasslosen Einnahme von Jodtabletten. „Aufgrund der Entfernung zur Ukraine ist nicht damit zu rechnen, dass eine Einnahme von Jodtabletten erforderlich werden könnte“, heißt es seitens des Ministeriums.
Geigerzähler Geigerzähler (fachsprachlich: Geiger-Müller-Zählrohr) dienen zum Nachweis und zur Messung ionisierender Strahlung. Mit ihnen kann man also Radioaktivität erkennen, um sich besser davor zu schützen.
Radioaktivität Im Alltag ist man ständig mit Radioaktivität ausgesetzt, ohne, dass man davon zwangsläufig krank wird – etwa beim Röntgen oder Spaziergang im Wald. Ab wann wird es wirklich gefährlich? Generell gilt: Die Dosis macht’s. Zur Info: Die Maßeinheit Sievert (Sv) gibt die biologische Wirkung der radioaktiven Strahlung auf Menschen, Tiere oder Pflanzen an. Ein Sievert ist bereits eine sehr hohe Dosis. Üblich sind daher Angaben in tausendstel Sievert (Millisievert, mSv).
Alltägliche Strahlenbelastung Das Bundesamt für Strahlenschutz gibt zur Strahlenbelastung folgenden Überblick:
0,01 mSv pro Jahr: jährliche Höchstdosis der Anwohner von Kernkraftwerken in Deutschland.
0,01-0,03 mSv pro Aufnahme: Dosisbereich bei einer Röntgenaufnahme des Brustkorbs.
bis zu 0,1 mSv pro Flug: Dosis durch die Höhenstrahlung bei einem Flug von München nach Japan.
1-3 mSv pro Aufnahme: Dosisbereich für eine Computertomographie des Hirnschädels.
2 mSv pro Jahr: Durchschnittliche jährliche Dosis einer Person in Deutschland aus künstlichen Quellen beispielsweise in der Medizin.
10-20 mSv pro Aufnahme: Dosisbereich für eine Ganzkörper-Computertomographie eines Erwachsenen.
20 mSv pro Jahr: maximal zulässige Dosis der jährlichen Strahlenbelastung für beruflich strahlenexponierte Personen in Deutschland.
400 mSv: maximal zulässige Dosis für die Berufslebensdosis bei beruflich strahlenexponierten Personen in Deutschland.